Mentalisierungsbasierte Psychotherapie


Liebe Patientinnen, liebe Patienten,


Aus Patientensicht zielt Psychotherapie zumeist darauf ab, negative Stimmungen nachhaltig zu

verbessern. Es gibt hierfür unzählige Möglichkeiten.


Psychotherapie ist vor allem dann erfolgreich, wenn der Patient wertvolle, neue Fähigkeiten erwirbt. 

Fertigkeiten, die dazu führen, dass negative Gemütszustände sukzessive positiv beeinflusst werden

können - oder gar nicht erst entstehen.

Von herausragender Bedeutung hierbei ist das sog. Mentalisieren

Was ist gemeint?

Die Befähigung in sich selbst und in andere Menschen „hineinschauen“ zu können, 

um Gefühle, Bedürfnisse, Gedanken und Motivationen wahrzunehmen und in ihrer Entstehung 

und Bedeutung verstehen zu können.

Ich werde versuchen diese Fertigkeiten zu fördern, indem ich Ihnen - und auch mir - im Rahmen 

unserer therapeutischen Gespräche „mentalisierungsfördernde“ Fragen stellen werde. 


Wir mentalisieren wenn wir….


….die Welt des Anderen mit seinen Augen sehen.

….die eigene Welt mit den Augen des Anderen sehen.

….uns bewusst machen, was in einem anderen Menschen vor sich geht, oder was in uns vor sich geht      

     (Gedanken, Gefühlen und Handlungen). 

….wir uns bemühen Missverständnisse und Konflikte zu verstehen.

….wir versuchen ein zusammenhängendes Bild von uns selbst und von anderen zu entwickeln.


Mentalisieren ist die Basis für das Gefühl, lebendig und eigenständig zu sein. Mentalisieren versichert uns unserer Identität und Ganzheitlichkeit. 

Mentalisieren ermöglicht uns bedeutende, dauerhafte und einigermaßen konfliktfreie menschliche Beziehungen zu gestalten. 

Mentalisieren gestattet uns, Missverständnisse als solche zu erkennen und aufzulösen. 

Mentalisieren lässt uns Bedürfnisse, Wünsche und Ziele anderer erkennen und entsprechend zu reagieren.

 

Dazu müssen wir uns gleichermaßen in den Anderen sowie in uns selbst hineinversetzen. 

Mentalisieren ist der Schlüssel für unsere Selbststeuerung. Es ermöglicht uns schwer zu ertragende Gefühle wie z. B. Enttäuschung, Ärger, Angst, Traurigkeit, zu ertragen, ohne in einen Kampf mit Anderen zu geraten. Es hilft selbstzerstörerische Teufelskreise zu durchbrechen, schafft Flexibilität und Hoffnung. All diese Faktoren stellen wichtige Aspekte seelischer Gesundheit dar. Wir verlieren diese Fähigkeit bei Stress und in engen, intensiven Beziehungen. In Situationen großer Erregung verlieren wir nach und nach die Fähigkeit, zu mentalisieren und gehen manchmal zu automatisierten Kampf- oder Fluchtmustern über. 

Mentalisierungsstörungen sind sowohl Folgen psychischer Störungen als auch ihre Ursachen. 


Mentalisieren ist dann am schwierigsten, wenn wir es am nötigsten brauchen:

    -     wenn wir unter Stress stehen

    -     wenn wir heftige Gefühle haben

    -     in intensiven Beziehungen mit anderen Menschen

    -     wenn wir uns unverstanden fühlen

    -     wenn wir ein seelisches Trauma erlitten haben


Merkmale gelingender Mentalisierung:

Reflektiertheit, originelle und authentische Sprache, Humor, eine Bereitschaft und Fähigkeit eigene Ansichten zu hinterfragen und zu ändern (Kritikfähigkeit),  eine nur geringe Neigung zur Selbsttäuschung, eine entspannte Akzeptanz gegenüber eigenen Schwächen - und denen anderer. Mitgefühl. Dialogisches, nachdenkliches  Gesprächsverhalten.

Mentalisieren liegt erst vor, wenn auf eine unerwartete Frage eine Antwort gefunden werden muss, die ein neues Nachdenken ebenso erforderlich macht, wie den eigenen Gedanken und Gefühlen nachzuspüren.

Mentalisieren ist definiert als die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse, Motive oder Ziele zu erkennen, zu verstehen und ebenso die inneren Beweggründe und das Verhalten anderer Menschen vorauszusehen und zutreffend zu erklären.



Mentalisierungsstörungen:


Mentalisieren ist definiert als die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse, Motive oder Ziele zu erkennen, zu verstehen und ebenso die inneren Beweggründe und das Verhalten anderer Menschen vorauszusehen und zutreffend zu erklären.

Mentalisieren ist eine der wichtigsten Fähigkeiten die ein Mensch haben kann. Erfolgreiches Mentalisieren ist die Grundlage für gelingendes Konfliktmanagement, umfassende Selbsterkenntnis, wesentlicher Bestandteil von Zufriedenheit die sich auf „Weisheit“ gründet, usw. 


Niemand kann auch nur annähernd perfekt mentalisieren.

Um nicht zu sagen: es misslingt regelmäßig :-)


Beispiele für häufige „Fehler“ beim Mentalisieren:


Von sich auf andere schließen

wunschgeleitetes Denken

überinterpretieren

verallgemeinern

psychologisieren

fehlende Neugier

sich über die Motive anderer sicher sein

den eigenen Beitrag übersehen

etc.


Teleologischer Modus bedeutet:  Nur Beobachtbares zählt - nur Handlungen zählen, nur Körperliches zählt. Das Denken ist konkretistisch:

Ich beziehe mich in meinen Interpretationen von Situationen nur auf das was ich konkret wahrnehmen kann:

Tröstende Worte nützen mir nichts - ich will in den Arm genommen werden! Ich kann mich nicht gut beruhigen, es hilft mir aber wenn ich nervös mit dem Fuss wippen, oder im Raum auf und ab gehen kann.

Der Arzt braucht nicht groß mit mir zu reden. Mit einem Beruhigungsmedikament und einer Krankschreibung ist mir mehr geholfen.


Im Äquivalenzmodus schließe ich von mir auf andere, bzw. ich setze meine Sichtweise absolut: „Das ist so“. „Ich weiß wie es ist, Du kannst mir nichts erzählen!“ „Die Politiker in Berlin haben keine Ahnung (ich schon)“. „Ich weiß was gut für Dich ist“. Pauschalisieren und Schwarz-weiß-Denken gehören hier dazu. 


Beim „Als-ob-Modus“ werden weitergehende Vorstellungen entwickelt. Diese sind jedoch noch nicht wirklich realitätsgerecht. Überinterpretieren, Psychologisieren, Wunschgeleitetes Denken können den Als-ob-Modus repräsentieren. 


Was ist aber geeignet? Es ist der reflektierende Modus: Ich weiß dass die Dinge komplex und oft kompliziert sind. Mir ist bewusst, dass ich vieles nicht weiß. Dass ich trotz aller Lebenserfahrung immer wieder erforschen muss, wie die Dinge liegen. Ich interessiere mich und frage viel, bevor ich mir eine Meinung bilde. Ich kenne mich in meinen Besonderheiten, Stärken und Schwächen und weiss ungefähr, welche Wirkungen ich bei anderen hervorrufen kann. Ich versuche eine neugierige, offenen „nicht wissende“ Haltung einzunehmen.