Verhaltenstherapie ist die praktische Anwendung der Erkenntnisse der wissenschaftlichen psychologischen Forschung.


Verhaltenstherapie kann bei fast allen psychischen und bei vielen körperlichen Problemen wirkungsvoll angewandt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass der Patient trotz seiner Symptome noch zu eigenständigem, konstruktivem Handeln fähig ist. Verhaltenstherapie ist Hilfe zur Selbsthilfe. Der Patient sollte also die Überzeugung haben oder zu der Überzeugung gelangen, dass er prinzipiell (mit Unterstützung des Therapeuten) selbst etwas zur Lösung seiner Probleme unternehmen kann. Wenn die Bereitschaft besteht, Zeit und Energie (insbesondere auch außerhalb der Therapiestunden) zu investieren, steht einer erfolgreichen verhaltenstherapeutischen Behandlung nichts im Wege.

Vorkenntnisse oder besondere Fähigkeiten sind für den Erfolg einer Verhaltenstherapie nicht wesentlich. Entscheidend sind Motivation und Einsatzwille. Das Mindestalter für Patienten liegt normalerweise bei 18 Jahren. Jüngere Patienten wenden sich üblicherweise an einen Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche.


Die Krankenkassen genehmigen für Verhaltenstherapie maximal 80 Therapiestunden. Die meisten ambulanten Psychotherapien haben eine Dauer von 24 Stunden (Kurzzeittherapie) bzw. 40 - 60 Stunden (Langzeittherapie). Manche Probleme lassen sich auch noch schneller lösen. Es gibt also durchaus auch Therapien die, z.B. nur 10 Stunden dauern. Eine Therapie sollte vorzeitig beendet werden, wenn der Patient z.B. nach 7 bis 10 Stunden nicht das Gefühl hat, auf dem richtigen Weg zu sein. Diesbezügliche Zweifel sollten möglichst früh angesprochen werden.


Die Therapiesitzungen finden, falls keine akute Krisensituation vorliegt, meist im Wochenabstand statt. Gegen Therapieende bewährt es sich, die Sitzungsintervalle zu verlängern, z. B. nur noch alle 2 - 4 Wochen eine Therapiestunde durchzuführen. Ihr Therapeut bemüht sich, Ihnen die Sitzungstermine zu den für Sie passenden Zeiten einzuräumen. Vorbedingung für eine neue Therapiesitzung sollte im Normalfall sein, dass der Patient seine therapeutischen Hausaufgaben erledigt hat, bzw. dies nach Kräften versucht hat (Ausnahme: Akute Krisensituation).


Patient und Therapeut können die Therapie jederzeit beenden. Der Therapeut wird dies im Regelfall nur dann tun, wenn er begründete Zweifel an der Motivation des Patienten hat. Wichtig ist, dass zum Therapieende ein Abschlussgespräch erfolgt, auch und gerade wenn Unzufriedenheit des Patienten Anlass für das Ende einer Therapie gab.


Erfolg und Dauer einer ambulanten Psychotherapie hängen in hohem Maße vom Einsatz des Patienten ab. Das bedeutet, dass ein Patient, der täglich eine Stunde an seinen Therapiezielen arbeitet, u.U. 6 X schneller zum Ziel kommt als ein Patient, der täglich nur 10 Minuten investiert. Überlegen Sie sich also, wie viel Zeit Sie einsetzen wollen oder können und teilen Sie dies ihrem Therapeuten mit.


Eine Therapiestunde dauert 50 Minuten. Gewöhnlich beginnt sie zur vollen Stunde und endet 10 Minuten vor der nächsten vollen Stunde. Ein pünktliches Ende ist für den Therapeuten wichtig, um die Therapiestunde kurz nachzubearbeiten und sich auf die nächste Sitzung vorzubereiten.

Am Anfang der Therapiestunde wird meist besprochen, was seit der letzten Stunde geschehen ist. Von Interesse sind hier insbesondere die Bemühungen des Patienten im Umgang mit seinem Problem (z.B. im Rahmen der therapeutischen Hausaufgaben). Der Hauptteil der Therapiestunde dient der Erarbeitung neuer Fertigkeiten im Umgang mit den jeweiligen Schwierigkeiten. Die letzten Minuten der Therapiestunde sind für die gemeinsame Planung der kommenden Tage bzw. der Besprechung einer neuen Hausaufgabe vorgesehen. Die ersten Sitzungen dienen zumeist der Sammlung wichtiger Informationen (Therapeut fragt viel, Patient erzählt viel). In den darauffolgenden Stunden geht es um die Erarbeitung eines Störungsmodells (wie genau sind die Probleme entstanden? Warum konnten die Probleme bisher nicht aus eigener Kraft bewältigt werden?). Anschließend werden Lösungswege für die bestehenden Schwierigkeiten erarbeitet und möglichst bald (z.B. im Rahmen der Hausaufgaben) erprobt. In der Verhaltenstherapie gibt es sogenannte therapeutische Hausaufgaben. Im Gegensatz zu den Ihnen aus der Schulzeit bekannten Hausaufgaben haben Sie bei den therapeutischen Hausaufgaben ein weitgehendes Mitspracherecht. D.h. Sie müssen keine Hausaufgaben machen, deren Sinnhaftigkeit Ihnen nicht einleuchtet. Sie müssen auch keine Hausaufgaben machen, die Sie sich nicht zutrauen. Sie dürfen selber Hausaufgaben vorschlagen (insbesondere fortgeschrittene, erfolgreiche Patienten machen von dieser Möglichkeit Gebrauch). Zu Anfang einer Therapie dienen die Hausaufgaben häufig einer rationellen Informationsvermittlung an den Therapeuten. Sie werden z.B. gebeten, ihre Gedanken zu wichtigen die Therapie betreffenden Fragen zu Papier zu bringen. Aufschreiben statt Erzählen spart nicht nur Zeit im therapeutischen Prozess, sondern dient oft auch der Bewusstmachung und Aufarbeitung! Bei vielen therapeutischen Hausaufgaben geht es jedoch darum, konkrete Dinge zu beobachten oder zu erproben.



Versäumte Termine:


Wer einen Termin kurzfristig nicht wahrnehmen kann, d.h. ihn nicht innerhalb von 48 Stunden vorher absagt, bezahlt ein Ausfallhonorar zwischen 1 und 100 Euro. Hierbei ist der Grund für die kurzfristige Absage des Termins nicht von Bedeutung. Die Regelung gilt auch für vollständig unverschuldetes Versäumen eines Termins, also etwa im Falle von Krankheit, Unfall, Naturkatastrophe etc. Um subjektiv empfundenen Ungerechtigkeiten vorzubeugen, dürfen Sie die Höhe des Ausfallhonorars im oben angegebenen Rahmen selbst festlegen. Die Terminabsage muss nicht persönlich erfolgen. Das Senden einer E-Mail ist hierfür die beste Möglichkeit. Oft  kann auch, etwa im Falle einer leichteren Erkrankung, ersatzweise ein Videotermin vereinbart werden, so dass die Therapiestunde nicht ausfallen muss. 



Verfügbarkeit des Therapeuten:


Natürlich bemüht sich Ihr Therapeut, Ihnen in Krisenzeiten so rasch wie möglich Termine zur Verfügung zu stellen.

Bitte beachten Sie jedoch, dass insbesondere aus organisatorischen Gründen, Ihr Therapeut oft nicht notfallmäßig zur Verfügung stehen kann! Im Falle eines akuten psychiatrischen Notfalles haben Sie alternativ die Möglichkeit sich an Ihren Hausarzt, an den kassenärztlichen Notdienst Tel. 089/116117, oder an den psychiatrischen Krisendienst Tel. 089/7295960 zu wenden.

Urlaubs- und Krankheitsvertretung werden jeweils auf dem Anrufbeantworter angekündigt.


Risiken und Nebenwirkungen:


Prüfen Sie gewissenhaft, ob Sie sich ein verhaltenstherapeutisches Vorgehen bei Ihrem Problem vorstellen können. Bedenken Sie bitte auch, dass eine Psychotherapie durchaus „Risiken und Nebenwirkungen" haben kann. Es kann vorkommen, dass sich im Verlauf einer Psychotherapie die Stimmung eines Patienten verschlechtert (z. B. im Rahmen der Bearbeitung eines Traumas). Derartige Effekte sind in aller Regel vorübergehender Natur. Es sind grundsätzlich jedoch Stimmungsverschlechterungen bis hin zur Selbstmordgefährdung vorstellbar. Genauso sind weitreichende Änderungen der Lebensumstände (auch für andere Personen) gelegentlich die direkte Folge einer Psychotherapie. Beispielsweise ist es vorstellbar, dass ein infolge der Psychotherapie selbstbewusster gewordener Patient sich von seinem Partner trennt, seinen Job kündigt o.Ä. Wer genau wissen möchte, was man psychotherapeutischen Verfahren alles an unguten Begleitwirkungen, ausbleibenden Erfolgen etc. anlasten kann, möge das Taschenbuch von Rolf Degen "Lexikon der Psychoirrtümer" Piper 2002 ISBN 3-492-23409-7 lesen. Ich teile die Meinungen des Verfassers in vielen Punkten nicht. Einiges aber ist zutreffend bzw. bedenkenswert. Lassen Sie sich Zeit mit Ihrer Entscheidung. Erst nach der fünften, sogenannten probatorischen, Therapiesitzung müssen Sie sich endgültig festlegen. Beraten Sie sich mit Ihren Angehörigen und Ihrem Hausarzt. Überlegen Sie, ob Sie sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem jetzt konsultierten Therapeuten vorstellen können. Sie haben auch die Möglichkeit noch andere Psychotherapeuten zu unverbindlichen Vorgesprächen aufzusuchen und sich beraten zu lassen. Die Kosten hierfür werden von den Krankenversicherungen übernommen. Die Kosten für eine ambulante Psychotherapie werden im vollen Umfang von den gesetzlichen, meist auch von den privaten Krankenkassen übernommen.


Alternativen:


Alternativ zur Verhaltenstherapie besteht bei vielen Störungsbildern auch die Möglichkeit, eine sogenannte tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie, eine Systemische Psychotherapie oder eine sogenannte Psychoanalyse durchzuführen (bitte befragen Sie ggf. ihren Therapeuten hierzu). Andere Therapieverfahren werden von den deutschen Krankenversicherungen in der Regel nicht bezahlt. Begründung: Fehlender Nachweis ausreichender Wirksamkeit.


Bitte beachten Sie: Ihr Psychotherapeut ist lediglich als Ihr Berater bzw. Trainer tätig, d.h. er verordnet keine Medikamente, schreibt nicht krank, erstellt keine Gutachten über Sie und stellt auch keine sonstigen Bescheinigungen aus.


Im Rahmen der ersten Sitzungen erhalten Sie noch genauere Hinweise wie Sie Ihre Therapie erfolgreich gestalten können.


Zum Arbeitsstil Ihres Therapeuten:


Jeder Patient und jedes psychische Problem sind individuell und einzigartig, es kann deshalb in der Psychotherapie kein schematisches, standardisiertes Vorgehen geben. Auch jeder Psychotherapeut hat naturgemäß seine eigenen Vorgehensweisen: Von meinem Naturell her sehe ich mich als einen nüchternen, pragmatischen, einfach denkenden Menschen, der (mit etwas Skepsis und Vorsicht) sich an den Erkenntnissen der psychologischen Wissenschaft orientiert. Zu Esoterik und Mystik fehlt mir der Bezug. Ich halte mich für einen sehr handlungsorientierten Therapeuten. Vielleicht hören sich manche meiner Kollegen die Klagen ihrer Patienten noch geduldiger an als ich es tue. Mein Streben geht dahin, rasch zu einer tragfähigen Problemanalyse und dann auch bald zu einer konkreten Strategie zur Lösung des individuellen Problems zu kommen. Ich lege vergleichsweise großen Wert auf konkrete Planung von Änderungen und auf konkrete Aktivitäten des Patienten. Eine meiner Lieblingstechniken ist das sogenannte Verhaltensexperiment, d.h. der Versuch Problemsituationen einfach einmal ganz anders anzupacken und hierbei neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ich bin im Zweifelsfall nicht der Therapeut, der seinen Patienten mit etwas Zuspruch über Jahre hinweg begleitet, bin weniger ein Therapeut zu dem man nur kommt, um sich einfach mal auszusprechen, sondern verstehe mich als ein Trainer mit dem zusammen man hart arbeitet aber auch viel erreichen kann. Trotz soviel Pragmatismus glaube bzw. hoffe ich, dass Nachsicht und Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleiben und ich wichtige Grundsatzfragen nicht vernachlässige: Vielfach geht es bei psychischen Problemen auch um die Sinnfrage (wozu lebe ich eigentlich, warum tue ich mir dieses oft leidvolle und beschwerliche Leben an?). Diesen zentralen Fragen messe ich in der Therapie große Bedeutung bei. Deshalb versuche ich oft Elemente der existenziellen Psychotherapie oder der relativ neuen „Weisheitstheraphie“ einfließen zu lassen. Diese kann z.B. für Menschen hilfreich sein, die verbittert sind, angesichts der vielfältigen „Ungerechtigkeiten“ eines harten Lebensschicksales. Häufig verwende ich auch Therapieelemente aus der Interpersonellen Psychotherapie und der Akzeptanz- und Commitmenttherapie, sowie der Mentalisierungsbasierten Therapie.


Wovon hängt der Erfolg einer Psychotherapie ab?


Die Psychotherapieforschung liefert hier eindeutige Antworten: Der Behandlungserfolg wird zwar durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, am bedeutsamsten ist jedoch die persönliche Beziehung zum Therapeuten. Je mehr Ihnen die Person und die Vorgehensweise eines Therapeuten entspricht, desto größer sind Ihre Aussichten, gemeinsam mit diesem Therapeuten Erfolg zu haben. Insbesondere, wie sich die persönliche Beziehung zwischen Therapeut und Patient entwickelt, ist von Bedeutung.



Woran erkenne ich als Therapeut den erfolgreichen Patienten?


Erfolgreiche Patienten berichten nicht nur von ihren Problemen sondern stellen auch Fragen dazu.

Erfolgreiche Patienten klagen weniger über die Unzulänglichkeiten anderer, sondern versuchen, eigene Problematiken aufzudecken und anzupacken.

Erfolgreiche Patienten machen sich vor, während und nach den Therapiesitzungen Notizen.

Erfolgreiche Patienten lernen, sich selbständig kleine Trainingsaufgaben zu stellen.

Erfolgreiche Patienten machen eigene Vorschläge über das weitere Vorgehen in der Therapie.


Überlegen Sie genau, wie viel Zeit Sie in Ihr Projekt (Erreichen des Therapieziels) investieren wollen. Überlegen Sie, wie viele Minuten Sie (durchschnittlich) täglich aufwenden können oder wollen. Ihr Therapeut wird versuchen, Sie dementsprechend zu unterstützen bzw. Sie mit genügend Übungsaufgaben zu versorgen.


Ihr Therapeut bemüht sich, die Therapiestunden im Sinne Ihrer Therapieziele möglichst effizient zu gestalten. Trotzdem sollten auch Sie kritisch prüfen, wie gewinnbringend die jeweilige Therapiesitzung für Sie war.


Anregung für eine kurze Checkliste:


- Welches Resultat, welche Erkenntnis nehme ich insgesamt aus der Therapiesitzung mit?

- Habe ich die Informationen erhalten, die ich bekommen wollte?

- Wie viel Gesprächsinhalt habe ich behalten, wie viel habe ich vergessen?

- Konnte ich etwas Neues zum Erreichen meiner Therapieziele lernen?

- Habe ich die Sitzung insgesamt mehr genutzt, um meinen Therapeuten mit Informationen zu

  versorgen oder          

 mehr um mir Informationen zu verschaffen?

- Welches Gefühl verspüre ich nach der Sitzung?

- War die Therapiesitzung konstruktiv, wenn nicht - warum?

- Was habe ich in der Sitzung eventuell vermieden?

- Was sollte Inhalt und Ziel der nächsten Therapiesitzung sein?

- Was möchte ich in der nächsten Sitzung anders machen?


Sollten Sie mit dem Angebot Ihres Therapeuten im Rahmen einer Therapiesitzung unzufrieden sein - bitte ansprechen!


Aufnahme von Therapiestunden auf Video:


Qualitätssicherung ist gerade im Bereich der Psychotherapie von großer Wichtigkeit.

Ich biete Ihnen an, Ihre Therapiestunden ganz oder zum Teil auf Video aufzunehmen.

Argumente hierfür:

Wir haben gemeinsam die Möglichkeit wichtige Momente unserer Zusammenarbeit noch einmal Revue passieren zu lassen. Ich kann Sie z.B. besser auf Besonderheiten Ihres/unseres Interaktionsverhaltens hinweisen. Sie haben die Möglichkeit Ihre Therapiestunden optimal nachzubearbeiten, bzw. können diese archivieren und auch zu späteren Zeitpunkten darauf zurückgreifen. Ich habe, wenn Sie Ihr Einverständnis geben, ggf. die Möglichkeit, mit erfahrenen Kollegen einzelne Sequenzen unserer Zusammenarbeit zu diskutieren (Intervision). Es können so wertvolle Impulse und Feedback für unsere therapeutische Arbeit gewonnen werden. Obwohl ich natürlich immer versuche, mein Bestes zu geben, ist die Aufnahme meiner Arbeit auf Video ein wichtiger psychologischer Faktor (Ansporn) für mich. Sie haben jederzeit die Möglichkeit, aufgenommene Therapiesequenzen wieder löschen zu lassen.