Relativ häufig integriere ich paartherapeutische Elemente in meine einzeltherapeutischen Behandlungen.


Nicht selten wünschen Paare auch primär Hilfestellung bei ihren Beziehungsproblemen. In der Mehrzahl aller gravierenden psychischen Probleme finden sich Belastungen der Partnerbeziehungen.


Beeinträchtigungen der Partnerschaft sind zum Teil Ursache, zum Teil auch Folge psychischer Probleme. Oftmals wird die Belastung der Partnerschaft als die schwerwiegendste Auswirkung seelischer Probleme empfunden.


Meine grundsätzliche Herangehensweise in der Paartherapie: Es werden nicht einzelne Personen behandelt, sondern die Beziehung ist der Patient! Häufig existieren im Vorfeld einer Paartherapie verhängnisvolle Erklärungsmodelle bezüglich der Verursachung („Schuld“) der Partnerschaftsproblematik.


Oft wird ein Partner als „der Kranke“ abgestempelt. Dieser vor allem solle „an sich arbeiten“. Ich sehe dies zumeist anders: Stets ist die Frage zu stellen „warum entwickelt ein Partner in einer Beziehung auffällige Symptome?“. Das hat häufig mit problematischen Verhaltensweisen des sogenannten „gesunden“ Partners zu tun.


Während der Behandlung gilt für mich sogar der Grundsatz: Vom psychisch stabileren Partner darf (zumindest zu Beginn der Therapie) im Zweifelsfall mehr Engagement für die Beziehung gefordert werden als vom „kränkeren“ Partner der durch seine psychischen Probleme stärker gehandicapt ist. In diesem Sinne gilt für mich auch der Grundsatz „der problembewusstere Partner macht den ersten Schritt“.


Oft existiert bei betroffenen Paaren die Einstellung: „Erst müssen wir unsere Probleme ausdiskutieren, anschließend können wir wieder freundlich zueinander sein“: Diese nicht unlogische Herangehensweise bewährt sich durchaus bei umschriebenen Problemen in wenig belasteten Paarbeziehungen.


Bei chronischen, schwereren Partnerschaftproblemen besteht jedoch meist nicht mehr die Fähigkeit zu rascher konstruktiver Problemlösung. Beim Versuch, Grundsatzdiskussionen zu führen, kommt es stattdessen regelmäßig zu Problemeskalationen.


Daher ist folgendes Procedere (unter therapeutischer Anleitung) oft sinnvoller:


1. Lernen, den Partner wieder respektvoll und freundlich zu behandeln (trotz ungelöster Probleme!).


2. Wieder lernen, mit dem Partner (zunächst über konfliktfreie Themen) freundschaftlich zu diskutieren.


3. Lernen, wie man Konflikte grundsätzlich lösen kann (Problemlösetraining).


4. Anwendung dieser Problemlösefertigkeiten zunächst bei kleineren Meinungsverschiedenheiten.


5. Schrittweise Bearbeitung der bestehenden Streitpunkte mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad (das größte Problem wird zuletzt angepackt).



In der Paarbehandlung verwende ich bevorzugt Elemente des Vorgehens nach Schindler, Hahlweg und Revenstorf. Dieses bewährte und in seiner Wirksamkeit wissenschaftlich überprüfte Programm ist in seinen Grundelementen auch ohne Therapeut anwendbar.


Paare, die sich zutrauen, ihre Probleme ohne therapeutische Hilfe zu lösen, oder Paare die auf einen Therapieplatz warten, können sich ein Manual zur Selbsthilfe von oben genannten Autoren bei ihrem Buchhändler bestellen:


Titel: "Partnerschaftsprobleme: Möglichkeiten zur Bewältigung. Ein Handbuch für Paare.", Verlag: Springer-Verlag 1999


Autoren: Schindler, L., Hahlweg, Revenstorf


Ebenfalls eine gute, ergänzende Möglichkeit der Selbsthilfe (um den Partner besser kennen zu lernen bzw. ihm wieder näher zu kommen und Vertrauen aufzubauen) ist die „Beziehungskiste“, eine Sammlung von ca. 35 Fragekarten, die Anregung und Anleitung für neue, vertiefte Gespräche gibt. Ebenfalls über den Buchhandel zu beziehen:


Titel: „Beziehungskiste“


Verlag: PENDO


Autoren: Frederic Hirschi, Werner Troxler


ISBN.:3-85842-900-7



Interessante Fakten bezüglich Partnerschaftsproblematik finden Sie in „Der kleine Liebes-Berater“ von Prof. M. Hassebrauck


ISBN 978-3-608-94711-3



Technisches:


Paartherapeutische Sitzungen sollten nach Möglichkeit in Form von Doppelstunden, gewöhnlich in wöchentlichem Abstand, stattfinden. Die Dauer einer Paartherapie variiert bei mir zumeist zwischen 5 und 25 Doppelstunden.


Die Behandlung von Partnerschaftsproblemen wird von den deutschen Krankenversicherungen in der Regel dann bezahlt, wenn zumindest ein Partner – oft als Folge der Partnerschaftsproblematik - unter gravierenden psychischen Problemen (z.B. Depressionen) leidet. Ansonsten müssen die Therapiestunden privat bezahlt werden. Meine Honorare richten sich dann nach den finanziellen Möglichkeiten der Patienten.